12,6 – eine Entwicklung, die uns nicht guttut

von | meineMeinung

Die Art unserer Beschäftigung verschiebt sich. Weil wir Menschen uns von Jägern und Sammlern hin zu Managern entwickelt haben. Dabei hat mich eine Zahl aufhorchen lassen.

Bei der Recherche für einen Artikel, an dem ich gerade schreibe, habe ich mir die Zahl der Beschäftigten in Deutschland genauer angesehen. Dort findet sich, auf Rang 28 von 37, unsere Land-, Tier- und Forstwirtschaft mit 423.000 Beschäftigten im Jahr 2022. Auf Platz 1 dieser Statistik landen die Berufe der Unternehmensführung und -organisation. 5.357.400 Menschen sind damit beschäftigt.

Ein Bauer hat 12,6 Manager

Natürlich stimmt das so nicht. Wahrscheinlich gibt es in Deutschland keinen Betrieb der Land-, Tier- und Forstwirtschaft, in dem ein Traktorfahrer von zwölf Chefs gemanaged wird.

Doch was der Faktor von 12,6 schon zeigt, ist, dass der Beruf der modernen Jäger und Sammler nur noch einen Bruchteil der Beschäftigten in Deutschland ausmacht. 12,6-mal mehr Menschen sind mit Unternehmensführung und -organisation beschäftigt. Scheinbar brauchen wir mehr Chefs und Organisationstalente als Menschen auf dem Feld. Klar, die geringe Zahl der Bauern hat auch mit der zunehmenden Industrialisierung und Automatisierung der Landwirtschaft zu tun. Ein Traktor mit 160 PS schafft mehr als ein Pferdefuhrwerk. Noch dazu ist die Fahrerkabine im Traktor voll klimatisiert, sodass Hitze und Regen nicht stören.

Warum Bürojobs unserer Wirtschaft guttun

Jeder kennt das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Weil es sich Anfang des 20. Jahrhunderts als Maßstab für die Beurteilung unserer Wirtschaftsleistung etabliert hat. Berechnet wird das BIP aus dem Wert der Waren und Dienstleistungen, die wir verkaufen. Und weil wir schon lange nicht mehr nur mit landwirtschaftlichen Produkten Geld verdienen, hilft es dem Bruttoinlandsprodukt, wenn Berater bunte Folien an den Mann (oder die Frau) bringen und Unternehmensbosse sich für ein paar Jahre an der Spitze eines Konzerns fürstlich entlohnen lassen. Berater und Bosse sind gut für das BIP.

Ganz anders ist es mit den Jobs, die wir unentgeltlich tun. Ob Childcare, Pflege von Angehörigen oder Übungsleiter im Verein. Ohne diese Jobs wäre das soziale Gefüge wahrscheinlich schon längst auseinandergebrochen. Doch weil es für das heimische Erziehen von Kindern kein Geld gibt, hat diese wichtige Aufgabe keinen Wert im BIP.

Lasst uns die Arbeitswelt neu denken

Das Gewicht, das wir dem Bruttoinlandsprodukt als Indikator für unser (Wirtschafts-) Leistung und unseren Wohlstand zuschreiben, täuscht. Anders als in den Nachkriegsjahren des Wiederaufbaus lässt sich Wohlstand heute immer weniger aus dem Wert von Waren und Dienstleistungen errechnen. Im Gegenteil. Unser Fokus auf das BIP führt dazu, dass sich Jobs etablieren konnten, die vom Verkauf von bunten Folien und großen Excel-Tapeten leben. Einen (Mehr-) Wert für unsere Gesellschaft haben diese oft nicht.

Unser reduzierter Blick auf Finanzkennzahlen führt unsere Welt zunehmend in eine falsche Richtung. Wir brauchen dringend andere Messgrößen, um unseren Erfolg zu beurteilen. Faktoren wie Glück, Gesundheit und Zeit für Muse gehören dazu.

Es gibt bereits Beispiele, noch andere Faktoren bei der Beurteilung des Wohlstands einer Gesellschaft einzurechnen. Der bekannteste von ihnen dürfte der Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen sein. Dieser berücksichtigt neben dem BIP auch Lebenserwartung und Bildungsgrad. Das könnte ein Anfang sein. Noch weiter ist heute bereits das kleine Land Bhutan. Dort wird seit 2008 das Gross National Happiness (GNH, „Bruttoinlandsglück“) gemessen. Das GHI hilft, die Lebensbedingungen der Menschen in Bhutan zu erfassen – eine wichtige erste Voraussetzung, um sie anschließend zu verbessern.

Auch Gallup versucht mit dem World Happiness Report (WHR) ein breiteres Licht auf die Entwicklung unserer Welt zu legen. Im aktuellen World Happiness Report 2022 landet Deutschland auf einem guten 14. Platz. Doch viel wichtiger als der Platz im Ranking ist unser Blick. Wir müssen uns lösen von der rein materiellen Sicht auf unseren Wohlstand. Und wir sollten diskutieren, ob Excel-Tabellen für uns wichtiger, wertvoller und nachhaltiger sind als die Kartoffeln und der Weizen, den Bauern für uns wachsen lassen.

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