E-Mail oder Slack? So klappt Kommunikation im Team.

von | 14.10.2021 | zusammenArbeiten

Um es vorwegzunehmen: Es gibt kein Entweder-Oder. Denn an vielen Stellen haben wir es gar nicht in der Hand. Zum Beispiel weil uns Kunden E-Mails senden, obwohl wir intern Slack nutzen. Oder weil uns die persönliche Kommunikation viel lieber ist.

In diesem Artikel gebe ich dir ein paar Insights und Anregungen, die dir helfen können, die Kommunikation in deinem Team neu zu justieren.

Wie kommunizieren? - Quelle: geralt (Pixabay)
Wie kommunizieren? – Quelle: geralt (Pixabay)



Digitale Kommunikation verändert Zeit und Raum

Wir haben uns daran gewöhnt, dass unsere Nachrichten, quasi in Echtzeit, jeden Empfänger erreichen. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das ganz anderes: Da brauchten Nachrichten so lange zum Empfänger, so lange der Bote benötigt hat, den Weg dorthin zurückzulegen. Anfangs zu Fuß, dann zu Pferd und mit dem Auto. Erst die Erfindung der digitalen Post hat unsere Kommunikation dann drastisch verändert:

  • Mit Hilfe eines (Video-) Telefons können wir mit Menschen überall auf der Welt in Echtzeit kommunizieren (synchrone Kommunikation).
  • Fax, E-Mail und Messanger bringen unsere Botschaften, ebenfalls (fast) ohne zeitliche Verzögerung, zu jedem Empfänger (asynchrone Kommunikation).

Die digitale Kommunikation hat Menschen auf der ganzen Welt zusammengebracht. Zumindest, was Zeit und Raum der Kommunikation anbelangt. Durch digitale Kommunikation verbinden sich Menschen in allen Ecken der Welt. In Echtzeit. Durch Anrufe, E-Mails und Messenger wie WhatsApp. Doch nicht nur das. Das Verschwinden von Zeit und Raum hat unsere Kommunikationsgewohnheiten völlig verändert. Früher galt: Je weiter unser Gesprächspartner von uns entfernt ist, desto langsamer und asynchroner erfolgte die Kommunikation. Es dauerte eben, bis die Postkutsche unseren Brief ein paar Städte weiter transportiert hat. Eine E-Mail dagegen erreicht den Empfänger bereits kurz nach unserem Klick auf den Senden-Button. Was die Übertragungsgeschwindigkeit anbelangt, hat die Digitalisierung unserer Post die Zeit für asynchrone Kommunikation gegen Null sinken lassen.

Dass wir über große Entfernungen in Echtzeit kommunizieren können, hat große Auswirkung auf unser Kommunikationsvolumen. In der Zeit, in der unser Brief auf dem Weg zum Empfänger war, gab es eine Kommunikationspause. Der Sender musste warten, bis seine Nachricht zugestellt war und der Empfänger konnte den Inhalt erst aufnehmen, nachdem er den Brief erhalten hat. Heute gibt es diese Kommunikationspausen nicht mehr. Das führt dazu, dass wir unterbrechungslos dem Dialog mit der ganzen Welt ausgesetzt sind. Mit großen Auswirkungen.

Die Tücken der Kommunikation

Gelegenheit macht Diebe. Dieser Satz gilt erst recht für unseren Umgang mit der Kommunikation. Der Wegfall von Transportzeit führt dazu, dass wir ununterbrochen kommunizieren. Dafür müssen wir nicht mal mehr ins Büro an den Schreibtisch, etwa, um ein Fax zu senden. Dank Smartphone und mobilem Internet steht uns der Dialog an jedem Ort und zu jeder Zeit offen. In der Bahn ebenso wie im Kaufhaus. Im Urlaub genauso wie im Krankenhaus. Tag und Nacht. Daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt.

Und wir nutzen diese Möglichkeiten. Denn wir können nicht nur unentwegt kommunizieren. Wir können auch unterschiedlichste Informationen teilen. Die Frage nach dem Projektstatus ebenso wie die Datei mit den neuesten Absatzzahlen. Die aus 143 Folien bestehende Präsentation von unserem Kollegen genau so leicht wie die Idee von dem neuen Feature, das wir der von uns neu programmierten App noch hinzufügen können.

Meist setzen wir noch einen obendrauf und teilen unsere Nachricht nicht nur mit einer Person sondern gleich mit allen, die uns gerade in den Sinn kommen. Cc und Bcc machen das einfach möglich.

Die Möglichkeit digitaler Kommunikation sorgt dafür, dass wir

– ständig

– zu viel und

– unstrukturiert

mit anderen Menschen im Austausch sind.

Uns das bewusst zu machen ist wichtig und Voraussetzung dafür, die passende Kommunikation für uns und in unseren Teams entwickeln. Da ist es wie bei jeder Krankheit auch. Bevor wir uns über die passende Therapie und Heilung den Kopf zerbrechen, sollten wir die Krankheit klar erkannt haben. Und an vielen Stellen ist unsere Kommunikation, gerade die, die wir im beruflichen Kontext führen, alles andere als gesund. Sie raubt uns Energie, kostet viel (Lebens-) Zeit und führt am Ende nicht zu den Erfolgen, die wir erträumen.

Worauf es bei guter Kommunikation ankommt

Um zu erkennen, wie wir unsere Kommunikation verbessern können, sollten wir uns den Unterschied zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation genauer ansehen.

Höhlenmalerei - Quelle: geralt (Pixabay)
Höhlenmalerei – Quelle: geralt (Pixabay)


Von synchroner und asynchroner Kommunikation

Abgesehen von Höhlenmalerei war die Kommunikation unserer Vorfahren immer synchron, das heißt immer von Angesicht zu Angesicht. Menschen, die sich miteinander unterhalten wollten, mussten sich an einem Ort zusammenfinden. Man konnte sich sehen und buchstäblich riechen. Jeder erkannte neben den Worten auch Mimik und Gestik des anderen. Die Botschaft wurde vom Empfänger in dem Moment aufgenommen, in dem sie gesendet wurde. Die Reaktion, ob ein Lächeln oder runzeln der Stirn, erfolgte prompt. Die Kommunikation war synchron.

Nachrichten, die Boten im Auftrag überbrachten, erreichten ihre Empfänger zeitversetzt. Je nach Distanz konnte es etliche Tage, manchmal Wochen und Monate dauern, bis die Botschaft am Ziel ankam. Eine Antwort war dann wieder genau so lange unterwegs. Die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger erfolgt hier zeitversetzt, also asynchron.

Vorteil der synchronen Kommunikation ist, dass Reaktionen sofort sichtbar werden. Das hilft, Emotionen sichtbar zu machen und um Missverständnis zu vermeiden.

Vorteil asynchroner Kommunikation ist die Distanz, die sich damit überbrücken lässt. Wir können einen Bericht in Worte fassen und als Brief über weite Entfernungen übermitteln.

Nachteil asynchroner Kommunikation ist der zeitliche Versatz, mit dem die Nachrichtenübermittlung einhergeht und die nicht Sichtbarkeit des Dialogpartners. Ersteres, der zeitliche Versatz, konnte mittlerweile (fast) auf Null verringert werden. Telefon und Messenger-Dienste sorgen dafür, dass Nachrichten in Echtzeit übermittelt werden. Und auch was die Sichtbarkeit der Reaktion unseres Gesprächspartners angeht, hat die Technik einiges verbessert. Durch Videotelefonie erkennen wir mittlerweile sehr gut, wie unser Gegenüber auf eine Nachricht reagiert.

Wie kommunizieren? - Quelle: geralt (Pixabay)
Wie kommunizieren? – Quelle: geralt (Pixabay)



Wie kommunizieren?

Je persönlicher und emotionaler ein Gespräch, desto synchroner soll die Kommunikation sein.

Eine Meinungsverschiedenheit mit dem Kollegen kann schnell eskalieren, wenn wir den Dialog via E-Mail (weiter)führen. Kommen Emotionen ins Spiel, wird es persönlich, ist es notwendig, die Kommunikation synchron zu führen. Entweder, indem wir zum Telefonhörer greifen oder indem wir uns in echt treffen. Gespräche von Angesicht zu Angesicht helfen, Meinungsverschiedenheiten zu klären, bevor es zu einer Eskalation kommt. Denn im direkten Gespräch erfahren wir, wie unsere Worte und Gesten ankommen. Wir erkennen sofort unsere Wirkung auf andere. Das hilft, die Eskalationsspirale sichtbar zu machen. So fällt es uns leichter, diese zu unterbrechen. Synchrone Kommunikation ist wichtig für unseren Dialog auf Beziehungsebne.


Die 9 Eskalationsstufen nach Glasl

Der Organisationsberater und Konfliktforscher Friedrich Glasl hat 1980 ein Model veröffentlicht, das Konflikte in neun Stufen unterteilt. Was erst, vielleicht ganz unbemerkt, daherkommt, entwickelt sich mit der Zeit zu einem Konflikt, bei dem es kein Miteinander mehr geben kann. Dieses Model, mit dem ich mich während meiner Ausbildung zum Mediator zum ersten Mal intensiver beschäftigt habe, führt uns vor Augen, wie sich ein Konflikt so weit entwickelt, dass er entgleitet und die Beteiligten schließlich gemeinsam in den Abgrund reißt.

1. Verhärtung

2. Debatte und Polarisation

3. Taten statt Worte

4. Koalitionen

5. Gesichtsverlust

6. Drohungen

7. Begrenzte Vernichtungsschläge

8. Zersplitterung

9. Gemeinsam in den Abgrund

Mediation, die professionelle Begleitung von Streitenden, die selbst den Weg aus dem Konflikt finden wollen, wird von Stufe zu Stufe immer schwerer und schließlich unmöglich.

Die Eskalationsstufen, die Glasl benannt hat, helfen uns zu erkennen, an welchem Punkt eines Konflikt wir stehen. Während in den ersten Stufen noch beide Seiten von einer Lösung profitieren (win-win), erlauben die Stufen in der Mitte nur noch einen Sieger (win-lose). Am Ende der Eskalation kann es überhaupt keinen Gewinner mehr geben; alle Konfliktparteien verlieren (lose-lose).


Sind wir auf der Sachebene unterwegs, etwa, weil wir den Statusbericht zu einem Projekt teilen, kann diese Form der Kommunikation ohne weiteres asynchron erfolgen. Denn ein objektiver Bericht, eine Beobachtung oder ein festgelegter Termin geben keinen Raum für Interpretation. Objektive Aussagen sind keine Bewertung einer Situation oder Person.

Das Problem ist: Allzu leicht vermischen sich Objektivität und subjektive Wertungen. Während die Aussage „bei Modul X liegen wir vier Wochen hinter dem ursprünglichen Zeitplan“ auf Sachebene den Zustand beschreibt, beinhaltet „du bringst kein Projekt ordentlich ins Ziel“ viel Spielraum für Interpretation. Mit dem du wechseln wir auf die persönliche Ebene. Den Rest erledigen Pauschalisierungen (kein) und unspezifische Äußerungen (ordentlich). Die Saat für einen Konflikt ist ausgebracht.

Wenn wir auf der Beziehungsebene einen Angriff zu erkennen glauben, und dieser uns noch dazu asynchron, etwa in Form einer E-Mail, erreicht, entsteht ein Konflikt, der die Eskalationsleiter nach Glasl schnell nach oben springt. Trifft uns so eine Aussage dagegen in einem persönlichen Gespräch, wird der Absender sofort erkennen, was er damit bei uns auslöst. Das hilft, den Wechsel auf die Beziehungsebene zu erkennen und einen Konflikt auf den unteren Stufen zu klären.

Bei vielen Gesprächen, die wir im Job führen, handelt es sich um Informationsaustausch, ein Dialog eigentlich auf Sachebene. Wenn wir dort bleiben, kann so ein Austausch ohne weiteres asynchron, als E-Mail oder in Kollaborationstools wie Slack und Teams, erfolgen.

Andere Gespräche, solche, bei welchen von vornherein klar ist, dass sie auf persönlicher, auf Gefühlsebene ablaufen werden, dürfen wir nicht asynchron führen. Nehmen wir ein extremes Beispiel: Der Chef, der dem Mitarbeiter mitteilt, dass er sich von ihm trennen will. So ein Kündigungsgespräch asynchron zu führen, beispielsweise in Form eines blosen Kündigungsbriefes, ist der falsche Weg. Denn es ist, unbestritten, ein sehr emotionales Thema, das Chef und Mitarbeiter unbedingt gemeinsam an einem Ort führen müssen. (Nein, an dieser Stelle will ich nicht auf die formalen Themen einer Kündigung eingehen. Diese als Vorwand für asynchrone Kommunikation zu nehmen, wäre feig und entgegen einer wertschätzenden Unternehmenskultur.)

Passend kommunizieren

Wie wichtig die Unterscheidung von Sach- und Beziehungsebene für die Kommunikation ist, habe ich anklingen lassen. Denn diese Unterscheidung hilft uns, die passende Kommunikationsform zu wählen. Allgemein gesprochen: Bleiben wir auf der Sachebene, kann asynchrone Kommunikation der passende Weg sein. Denn der (sachlich dargestellte) Projektbericht lässt im Idealfall keinen Raum für (persönliche) Interpretation. Gleichzeitig sorgen E-Mail und Chat dafür, dass die Informationen (recherchierbar) abgelegt sind. Und der Zeitversatz, der mit asynchroner Kommunikation einhergehen kann, fällt auf Sachebene nicht ins Gewicht. Im Gegenteil: Wir lesen den Projektbericht, wenn wir Zeit dafür finden. Das kann später am Tag oder Morgen sein, wenn das Thema abgeschlossen habe, dem wir momentan unsere ganze Aufmerksamkeit widmen.

Sobald es um persönliche Themen, um Meinungen und Feedback geht, sind wir auf der persönlichen Ebene angekommen. Wenn uns das bewusst ist, fällt es leichter, den dafür passenden Kommunikationskanal zu wählen. Zwar lässt sich nicht pauschal sagen, dass Dialog auf persönlicher Ebene immer in ein direktes, synchrones Gespräch gehört, doch sollten wir klar haben, dass Missverständnis und Konflikte schnell entstehen, wenn wir die Reaktion unseres Gegenüber nicht direkt aufnehmen können.

Je vertrauter und bekannter uns unser Gegenüber ist, desto wahrscheinlicher ist, dass asynchrone Kommunikation auch auf der Beziehungsebene funktioniert. Zum einen weiß unser Gesprächspartner, dass wir nichts „Böses“ im Schilde führen und falls Zweifel oder Unbehagen aufkommen, wird das Gespräch direkt in einen synchronen Dialog münden. Verpassen wir das, etwa, weil wir unseren Gesprächspartner nicht so gut kennen, kann der Dialog schnell in die oben beschriebene Konfliktspirale führen.

Die bessere Teamkommunikation

Was für den Dialog von zwei Menschen gilt, gilt erst recht für die Kommunikation im Team. Der von uns gewählte Kommunikationskanal entscheidet darüber, ob und wie Teamkommunikation gelingt. Das gilt besonders, wenn sichbunte Gruppen, Teams unterschiedlicher Geschlechter, Anschauungen, Hierarchien, Alter und Erfahrungen miteinander austauschen.

Ausgehend von dem, was wir für die synchrone und asynchrone Kommunikation als relevant erkannt haben und den Unterschieden, die sich für den Dialog auf Sach- und Beziehungsebene ergeben, habe ich einige Erkenntnisse abgeleitet, die wir im Alltag für eine bessere Teamkommunikation nutzen können.

Kommunikation an Hand von Themen nicht von Gruppen

Wenn wir buchstäblich bei der Sache bleiben, fällt es allen am Dialog Beteiligten leichter, Missverständnis zu vermeiden. Um diese Sachebene zu finden, müssen wir uns vorher überlegen, von wem wir Informationen brauchen oder für wen die Infos relevant sind, die wir geben. Dabei dürfen Hierarchien, Dienstalter oder Seilschaften keine Rolle spielen. Im Gegenteil: Solche Aspekte sind Basis für den Wechsel auf eine persönliche Ebene.

Weil sich die sachlich orientierte Kommunikation gut eignet für einen asynchronen Dialog, sollten wir Kommunikationskanäle eben thematisch und nicht an Hand von Personen strukturieren.

E-Mail, Slack & Co.

Kommunikationstools wie Slack und Microsoft Teams unterstützen durch ihre Struktur den Sachdialog. An Hand von Channels (Slack) und Kanälen (Teams) lassen sich Themen benennen, über die informiert und zu denen kommuniziert wird. Wo immer machbar sollten diese Channels öffentlich, also für alle betretbar sein. So fällt es leicht, neue Teammitglieder hinzuzufügen und auch für Recherchen steht alles öffentlich geteilte Wissen zur Verfügung.

Mit einer Channel-Kommunikation und Dokumentation kann E-Mail nicht mithalten. Denn jede E-Mail mündet in einer individuellen Ablage im eigenen E-Mail-Archiv, einsehbar und durchsuchbar nur für den E-Mail-Adressaten. Wer schon mal versucht hat, dieses Wissen mit neuen Teammitgliedern zu teilen, weiß, wie aufwändig, meist aussichtslos das ist.

Das oft vorgebrachte Argument, E-Mail sei notwendig, um mit Externen zu kommunizieren, trägt mittlerweile nicht mehr. Kollaborationstools wie Slack und Teams bieten mittlerweile komfortable Möglichkeiten, externe Partner, Kunden und Lieferanten (temporär) in den Dialog einzubinden.

Ohne Cc

Schreiben wir mehrere Adressen auf einen Brief, führt das dazu, dass der Brief entweder gar nicht zugestellt wird oder zufällig eine dieser Adressen erreicht. Beides kann nicht im Interesse des Absenders liegen. Seit wir E-Mail-Kommunikation nutzen, haben wir uns an diese Zufälligkeit in der Adressierung gewöhnt. Denn da haben wir die Möglichkeit mehrere Personen parallel zu erreichen indem wir mehreren Personen Kopien dieser E-Mails in Cc oder Bcc zu senden. Eine Unart der Kommunikation, führt das doch dazu, dass wir im harmlosesten Fall die Zeit der Empfänger stehlen, die diese Nachrichten zugestellt bekommen, lesen und aus dem Postfach wieder entfernen müssen. Schlimmer wird es, wenn Empfänger nichts mit der Nachricht tun, getreu nach dem Motto ein Anderer wird sich schon kümmern. Genauso kann es passieren, dass mehrere Adressaten loslaufen, um der Bitte des Absenders zu entsprechen. Beides kann, im Sinne einer strukturierten und effizienten Kommunikation nicht gewollt sein.

Als Absender einer Nachricht müssen wir lernen, auf das Versenden von Kopien nur zur Info (in Cc oder Bcc) zu verzichten. Und wenn wir schon mehrere Empfänger adressieren, ist es wichtig, klar auszusprechen, wer was zu tun hat. Nur so erzeugen wir Verbindlichkeit und schaffen die notwendige Möglichkeit, Aufgaben nachzuhalten.

Kommunikationsprozesse etablieren

In vielen Fällen können wir auf E-Mail und Tools wie Slack verzichten, wenn wir uns vorher Gedanken über Kommunikationsprozesse im Team gemacht haben. Haben wir nämlich festgelegt, wer was tut, wenn ein bestimmter Trigger ausgelöst wird, brauchen wir keine E-Mail, die den Kollegen auf seine Aufgabe hinweist.

Haben wir gemeinsam einen Prozess festgelegt, in dem die einzelnen Schritte, die Verantwortlichkeiten und die Auslöser für Aktivitäten beschrieben sind, braucht es keine Korrespondenz dazu.

Beispiel: Hans und sein Team leeren zweimal täglich E-Mails aus dem Postfach anfrage@unserefirma.de. Sie schicken dem Interessenten eine Nachricht, dass seine Anfrage angekommen ist und er innerhalb von zwei Arbeitstagen ein Angebot erhält. Für jede Anfrage eröffnet Hans einen Thread (eine Unterhaltung) in Slack, in der die dafür zuständigen Teams erwähnt werden. Mit diesen Teams, den Fachabteilungen ist vereinbart, dass sie die Slack-Anfragen innerhalb eines Arbeitstages beantworten und die für ein Angebot erforderlichen Unterlagen dem Thread beifügen. Hans und sein Team haben so am übernächsten Tag alle Informationen beisammen, um dem Kunden ein qualifiziertes Angebot zu unterbreiten. Ganz ohne E-Mail Ping-Pong.

Kommunikationsprozesse helfen, Abläufe im Unternehmen zu verbessern und zu beschleunigen. Das klappt, wenn sich Teams auf klare Abläufe und Zuständigkeiten verständigen. Das klappt sogar, wenn es sich um Abläufe handelt, die recht individuell sind, wie obiges Beispiel von Hans zeigt.

Gemeinsame Kommunikationsregeln

Kommunikationsprozesse funktionieren nur, wenn sich alle Betroffenen darauf verständigen. Das betrifft jeden einzelnen und die Kommunikation im eigenen Team ebenso, wie der Austausch innerhalb der Organisation und darüber hinaus.

Dafür braucht es klare Regeln: Für die Dauer der einzelnen Prozessschritte und genauso für den Input und den Output, den jeder Prozessschritt braucht und liefert.

Auch mit unseren extern Partnern können und sollten wir Kommunikationsregeln vereinbaren. So können wir, wie das Hans und sein Team machen, Interessenten direkt informieren, was mit seiner Anfrage passiert und bis wann (in zwei Arbeitstagen) er das Angebot erhält. (Im Beispiel empfiehlt es sich darüber hinaus, die Anfrage so zu gestalten, dass der Interessent alle Informationen in ein Online-Formular einträgt und dieses dann automatisch im Team von Hans landet.)

Fokuszeiten etablieren

Neben den Abläufen, die wir nur als Team sicherstellen können, haben wir noch andere Tätigkeiten, die unsere volle Konzentration brauchen. Oft müssen wir uns längere Zeit auf ein Thema, zum Beispiel den Entwurf für die neue Marketingkampagne, konzentrieren. Unterbrechen wir diese Zeiten immer wieder durch das Lesen von E-Mails oder Telefonate, wird das dazu führen, dass sich die Marketingkampagne verzögert und zweitklassig umgesetzt wird.

Fokuszeiten helfen uns, an einer Aufgabe zu arbeiten. Abhängig von unseren anderen Aufgaben kann das eine Stunde, ein Tag oder eine Woche sein. Wichtig dabei ist nur, dass wir während der Fokuszeit nichts anderes tun. Damit das gelingt, ist es in vielen Fällen notwendig, die Fokuszeiten mit dem Team abzustimmen. So ist klar, wer wann ungestört arbeitet und in dieser Zeit nicht für andere Aufgaben zur Verfügung steht. Dass während dieser Team-Fokuszeiten keine Meetings gibt, versteht sich von selbst.

Fokuszeiten einzuhalten ist am Anfang nicht einfach. Denn es fordert Zeit und Übung, den Fokus zu finden, den es braucht, um echtes Deep Work zu erreichen. Die neue E-Mail und der Webbrowser sind da schnell eine willkommene Ablenkung.

An Tagen, an denen es mir schwer fällt, in Deep Work abzutauchen, nutze ich eine Pomodoro-App (https://flowapp.info/de/ ). Sie hilft mir, meinen Fokus zu finden.

Privates und berufliches vereinbaren

Bei diesem Punkt kommt es sehr auf die persönlichen Umstände an. Hast du zuhause ein eigenes Arbeitszimmer, in dem du dich zurückziehen und gut arbeiten kannst? Oder ist es der Küchentisch, auf dem du zwischen den Mahlzeiten mit spielenden Kindern um dich herum, deine Aufgaben erledigen willst?

In jedem Fall ist es wichtig, dass du dir ein Umfeld suchst, in dem du gut Arbeiten kannst. Was dabei gut arbeiten bedeutet, ist sehr individuell. Das kann das ruhige Arbeitszimmer sein, der Coworking-Space um die Ecke oder das Büro in der Firma. Auch abhängig von der Aufgabe, an der du arbeitest, kann und wird dieser Ort variieren. Das kann bedeuten, dass du dich für Deep Work in dein privates Arbeitszimmer zurückziehst, ihr euch als Team für eine Brainstorming-Session in einem Coworking-Space verabredet oder du zu einem Meeting-Tag in die Firma gehst.

Unabhängig davon, wie du deine Arbeitstage inhaltlich und räumlich gestaltest, ist wichtig, dass du den für dich passenden Umgang mit dem Job findest. Damit es dir gelingt, deine beruflichen und privaten Aktivitäten auseinander zu halten. Weil wir nicht nur die eine Rolle, die berufliche Rolle, im Leben haben. Jeder von uns braucht auch Zeit für sich, die Familie und andere Aktivitäten.

Jeder von uns spürt am besten selbst, was die richtige Mischung ausmacht. Sorge dafür, dass du diese Mischung auch umsetzt. Indem du bewusst trennst zwischen Job und anderen Aktivitäten. Für manche von uns bedeutet das, dass sie dafür den Ort wechseln müssen. Mir hilft es, wenn ich mir Zeit für die unterschiedlichen Rollen in meinem Kalender reserviere.

Am Ende kommt es nicht darauf an, ob wir E-Mail, Slack oder Teams nutzen. Wichtig ist, dass wir selbst und im Team Ablenkungen reduzieren, die dazu führen, dass E-Mail und Co. uns bei der Arbeit stören.

Wenn es E-Mail und Messanger schaffen, unsere Arbeit immer wieder zu unterbrechen, werden wir nach acht oder mehr Stunden im Job nur erschöpft sein. Unseren Zielen kommen wir dadurch nicht wirklich näher.

Am Ende sind es nicht die Tools, die dich und dein Team voranbringen. Es ist die Art unserer Arbeit und die Weise, wie wir Kommunikation und Zusammenarbeit im Team gestalten. Viel Erfolg dabei.

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