Warum dieses Thema?
Es gibt Momente im Leben, die uns auf eine harte Probe stellen – für mich war mein Burnout einer dieser Momente. Rückblickend war er nicht nur ein Zusammenbruch, sondern auch ein Wendepunkt. Ich erkannte, dass ich jahrelang gegen meine innere Stimme gearbeitet hatte. Ich hatte mich angepasst, Erwartungen erfüllt, mich durch Aufgaben gekämpft, die mir längst nicht mehr gut taten. Und dabei hatte ich eines verloren: meinen Eigensinn.
Eigensinn – das Wort klingt für viele negativ. Es erinnert an Trotz, an Widerstand, vielleicht sogar an Sturheit. Doch ich habe gelernt, dass genau dieser innere Kompass oft das ist, was uns gesund hält. Mein Burnout war nicht einfach eine Folge von zu viel Arbeit oder Stress. Er war das Ergebnis davon, dass ich meine eigenen Bedürfnisse immer wieder übergangen habe. Ich habe mich mehr nach den Erwartungen anderer gerichtet als nach dem, was ich selbst wirklich wollte.
Warum also schreibe ich diesen Blogbeitrag? Weil ich glaube, dass viele Menschen sich genau in diesem Dilemma befinden. Sie spüren eine leise innere Stimme, die sagt: „Das fühlt sich nicht richtig an.“ Oder: „Ich will eigentlich etwas ganz anderes.“ Doch anstatt darauf zu hören, drücken sie diese Stimme weg – aus Angst vor Konsequenzen, aus Pflichtgefühl oder einfach, weil sie es nie anders gelernt haben.
Ich möchte dich in diesem Beitrag mitnehmen auf eine Reise zu deinem eigenen Eigensinn. Ich teile meine Erfahrungen, meine Aha-Momente und die Erkenntnisse, die mir geholfen haben, wieder auf meine innere Stimme zu hören. Vielleicht findest du dich in meiner Geschichte wieder. Vielleicht entdeckst du, dass auch dein eigener Eigensinn eine Kraftquelle sein kann – wenn du ihn zulässt.
Lass uns gemeinsam hinschauen.
Eigensinn – was bedeutet das eigentlich?
Eigensinn – das Wort hat für viele einen negativen Beigeschmack. Es klingt nach Trotz, nach Sturheit, vielleicht sogar nach Egoismus. Ich selbst hatte lange Zeit kein besonders positives Bild davon. In meiner Familie war Anpassung wichtig, Pflichterfüllung hatte einen hohen Stellenwert. Wer zu eigensinnig war, galt als unbequem.
Doch was bedeutet Eigensinn wirklich? Ich habe für mich gelernt: Eigensinn ist die Fähigkeit, sich selbst treu zu bleiben – auch wenn es unbequem wird. Es geht nicht darum, sich gegen alles zu stellen oder stur den eigenen Kopf durchzusetzen. Vielmehr bedeutet es, die eigene Wahrheit zu kennen und nach ihr zu handeln.
Warum tun wir das oft nicht?
Viele von uns sind darauf trainiert, sich anzupassen. Schon als Kinder lernen wir, was „richtig“ und „falsch“ ist – nicht unbedingt nach unseren eigenen Maßstäben, sondern nach den Maßstäben unserer Umgebung. In der Schule zählt, was der Lehrplan vorgibt, nicht was uns wirklich interessiert. Im Berufsleben orientieren wir uns an Vorgaben, Karrierepfaden und dem, was als „erfolgreich“ gilt.
Doch wo bleibt in all dem unser eigener Weg? Oft ignorieren wir innere Widerstände, übergehen unsere eigenen Bedürfnisse und leben nach Erwartungen, die eigentlich gar nicht unsere eigenen sind. Wir passen uns an – bis unser Körper oder unsere Psyche irgendwann nicht mehr mitmachen.
Eigensinn als Stärke
Früher dachte ich, Eigensinn sei eine Schwäche – ein Zeichen von Egoismus oder Unreife. Heute sehe ich es anders: Eigensinn ist eine Kraftquelle. Wer seinen eigenen Weg geht, bleibt gesund. Wer seine innere Stimme hört, trifft bessere Entscheidungen. Und wer sich selbst treu bleibt, lebt erfüllter.
Doch wie findet man seinen Eigensinn wieder, wenn man ihn lange unterdrückt hat? Mein Burnout war der Moment, in dem ich mich genau damit auseinandersetzen musste. Doch dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Wie mich mein Burnout zum Umdenken brachte
Mein Burnout war ein Weckruf, der mich dazu zwang, mein Leben und meine Entscheidungen zu hinterfragen. Ich hatte die frühen Warnsignale ignoriert: ständige Müdigkeit, das Gefühl der Überforderung und eine innere Leere. Diese Symptome schob ich lange auf äußere Umstände und glaubte, mit mehr Anstrengung alles bewältigen zu können.
Familiäre Prägungen
In meiner Familie wurde Anpassung hoch geschätzt. Eigene Bedürfnisse zurückzustellen galt als Tugend. Dieses Muster hatte ich verinnerlicht und lebte es unbewusst weiter. Der Gedanke, eigene Wünsche und Grenzen zu äußern, fühlte sich für mich egoistisch an.
Der Wendepunkt
Erst als mein Körper und Geist nicht mehr mitmachten, erkannte ich, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich hatte mich selbst verloren, indem ich ständig versuchte, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Dieser Zusammenbruch zwang mich, innezuhalten und mich zu fragen: Was will ich wirklich?
Eigensinn als Ausweg
In dieser Phase stieß ich auf das Buch “Eigensinn: Die starke Strategie gegen Burnout und Depression – und für ein selbstbestimmtes Leben” von Ursula Nuber. Es öffnete mir die Augen dafür, dass Eigensinn nichts mit Egoismus zu tun hat, sondern vielmehr der Schlüssel zu einem authentischen und gesunden Leben ist. Nuber beschreibt, wie wichtig es ist, auf die eigene innere Stimme zu hören und sich nicht ständig den Erwartungen anderer zu beugen. 
Durch diese Erkenntnisse begann ich, meine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und meinen Eigensinn als positive Kraft zu entdecken. Es ist ein langer Weg, aber heute weiß ich, dass es der einzig richtige für mich ist.
Eigensinn als Weg zur Selbstfürsorge
Nachdem ich verstanden habe, dass mein Burnout nicht nur durch äußeren Stress, sondern vor allem durch meine fehlende Abgrenzung entstanden war, begann für mich eine neue Phase: Ich musste lernen, auf mich selbst zu hören – und zwar konsequent. Das klang einfacher, als es war. Denn jahrelang hatte ich meine eigenen Bedürfnisse hintenangestellt und es fiel mir schwer, plötzlich „Nein“ zu sagen oder mich selbst an die erste Stelle zu setzen.
Die ersten Schritte: Kleine Entscheidungen mit großer Wirkung
Ich wusste, dass ich mein Leben nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln konnte. Also fing ich klein an:
- Ich begann, bewusst Pausen einzuplanen – und sie auch wirklich einzuhalten.
- Ich übte mich darin, Anfragen und Erwartungen zu hinterfragen: Will ich das wirklich? Oder mache ich es nur aus Pflichtgefühl?
- Ich ließ mir Zeit für Entscheidungen, anstatt sofort zuzusagen, nur um niemanden zu enttäuschen.
- Ich sprach offen über meine Grenzen, auch wenn es sich zunächst ungewohnt anfühlte.
Nach und nach merkte ich, wie sehr diese scheinbar kleinen Veränderungen meine innere Haltung beeinflussten. Ich fühlte mich weniger ausgeliefert und begann, Verantwortung für mein eigenes Wohlbefinden zu übernehmen.
Das schlechte Gewissen loslassen
Ein großes Hindernis auf diesem Weg war mein schlechtes Gewissen. Ich hatte jahrelang gelernt, dass es „richtig“ sei, sich für andere aufzuopfern, Erwartungen zu erfüllen und immer leistungsfähig zu sein. Doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto klarer wurde mir: Selbstfürsorge ist kein Egoismus, sondern eine Voraussetzung für ein gesundes Leben.
Das Buch „Eigensinn“ von Ursula Nuber begleitete mich auf diesem Weg. Eine Aussage daraus blieb mir besonders im Kopf:
“Eigensinnige Menschen sind nicht rücksichtslos – sie wissen nur, dass sie niemandem helfen können, wenn sie sich selbst verlieren.”
Dieser Satz half mir, mein schlechtes Gewissen Stück für Stück loszulassen. Denn ich erkannte: Ich kann nur dann für andere da sein, wenn ich zuerst für mich selbst sorge.
Mein persönliches Mantra: Ist das mein Weg?
Heute stelle ich mir immer wieder eine einfache Frage: Ist das wirklich mein Weg – oder der Weg, den andere für mich vorgesehen haben? Diese Reflexion hilft mir, meine Entscheidungen bewusster zu treffen und meinen Eigensinn als Wegweiser zu nutzen.
Selbstfürsorge durch Eigensinn bedeutet nicht, sich rücksichtslos durchzusetzen oder andere zu ignorieren. Es bedeutet vielmehr, in sich hineinzuhören, sich ernst zu nehmen und mutig den eigenen Weg zu gehen – auch wenn es manchmal unbequem ist.
Wie du deinen eigenen Eigensinn entdecken kannst
Nachdem ich meinen Eigensinn wiederentdeckt hatte, fragte ich mich: Warum habe ich ihn so lange ignoriert? Und vor allem: Wie kann ich sicherstellen, dass ich ihn nicht wieder verliere?
Vielleicht hast du auch schon Momente erlebt, in denen du gespürt hast, dass etwas nicht passt – sei es im Job, in Beziehungen oder in bestimmten Lebensentscheidungen. Doch anstatt darauf zu hören, hast du dich angepasst, gezweifelt oder dich von äußeren Erwartungen leiten lassen. Genau das ist der Punkt, an dem wir den Zugang zu unserem Eigensinn verlieren.
Hier sind einige Impulse, wie du deinen eigenen Eigensinn wiederfinden und stärken kannst:
- Reflexionsfragen: Wo hast du dich selbst schon mal verleugnet?
Nimm dir einen Moment Zeit und überlege:
- Wann habe ich etwas getan, obwohl ich innerlich gespürt habe, dass es nicht richtig für mich war?
- Wo in meinem Leben bin ich zu sehr im „Anpassungsmodus“ und handle nicht nach meinen eigenen Werten?
- Welche Entscheidungen habe ich aus Angst vor Ablehnung getroffen – und nicht aus Überzeugung?
Diese Fragen helfen dir, Muster zu erkennen und bewusst daran zu arbeiten, dich wieder mehr auf deine eigene innere Stimme zu fokussieren.
- Deine Bedürfnisse ernst nehmen – ohne schlechtes Gewissen
Ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum Eigensinn ist es, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sie auch auszusprechen. Das klingt simpel, ist aber für viele herausfordernd – gerade wenn man es gewohnt ist, immer für andere da zu sein.
Eine kleine Übung:
- Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, die dir an diesem Tag gut getan haben.
- Notiere auch, was dir Energie geraubt hat.
- Frage dich: Wie kann ich morgen eine bewusste Entscheidung treffen, die mir gut tut?
Je öfter du dir erlaubst, deine eigenen Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und zu respektieren, desto selbstverständlicher wird es, für sie einzustehen.
- Eigensinn im Alltag üben – ohne rücksichtslos zu sein
Eigensinn bedeutet nicht, stur den eigenen Kopf durchzusetzen, sondern Klarheit über die eigenen Werte und Wünsche zu haben. Hier ein paar kleine Schritte, um Eigensinn in deinen Alltag zu integrieren:
- Sage bei der nächsten Entscheidung bewusst „Ja“ oder „Nein“ – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung.
- Setze Grenzen, auch wenn es sich ungewohnt anfühlt.
- Gönne dir regelmäßig Momente der Stille, um wirklich in dich hineinzuhören.
Jeder kleine Schritt zählt. Es geht nicht darum, von heute auf morgen ein komplett neuer Mensch zu sein, sondern darum, immer wieder bewusst auf die eigene innere Stimme zu achten.
- Akzeptiere, dass nicht jeder deinen Weg verstehen wird
Wenn du beginnst, deinem Eigensinn zu folgen, kann es sein, dass dein Umfeld irritiert reagiert. Manche Menschen sind es gewohnt, dass du dich anpasst, immer „Ja“ sagst oder funktionierst. Vielleicht wirst du auf Widerstand stoßen oder mit Aussagen konfrontiert wie:
- „Früher warst du doch anders.“
- „Warum kannst du nicht einfach mal mitziehen?“
- „Du hast dich verändert.“
Ja, du hast dich verändert – und das ist gut so. Nicht jeder wird verstehen, warum du dich für ein selbstbestimmteres Leben entscheidest. Und das ist in Ordnung.
Der wichtigste Punkt ist: Dein Eigensinn ist dein innerer Kompass. Wenn du lernst, ihm zu vertrauen, wirst du langfristig ein zufriedeneres und gesünderes Leben führen.
Mein Appell an dich
Wenn ich eines aus meinem Burnout gelernt habe, dann dies: Eigensinn ist keine Schwäche – er ist eine Kraftquelle.
Ich weiß, wie schwer es sein kann, sich von alten Mustern zu lösen. Ich kenne das schlechte Gewissen, das leise Flüstern im Kopf, das sagt: „So kannst du doch nicht sein. Du musst dich anpassen.“ Doch ich habe auch erfahren, wie viel Energie es kostet, sich selbst zu verleugnen.
Deshalb möchte ich dir heute eine Einladung aussprechen:
Höre auf deine innere Stimme. Nimm dich selbst ernst. Sei eigensinnig – auf eine Weise, die dich stärkt und dir guttut.
Das bedeutet nicht, dass du rücksichtslos oder egoistisch sein sollst. Es bedeutet, dir selbst genauso viel Wertschätzung entgegenzubringen wie anderen. Denn am Ende kannst du nur dann wirklich für andere da sein, wenn du auch für dich selbst sorgst.
Vielleicht fühlst du dich gerade an einem Punkt in deinem Leben überfordert, erschöpft oder orientierungslos. Vielleicht spürst du eine leise Unzufriedenheit, kannst aber noch nicht genau sagen, woran es liegt. Dann stelle dir diese eine Frage:
„Lebe ich mein Leben so, wie ich es wirklich will – oder so, wie es von mir erwartet wird?“
Wenn dich diese Frage bewegt, lade ich dich ein, darüber nachzudenken. Vielleicht schreibst du deine Gedanken dazu auf. Vielleicht beginnst du, kleine Veränderungen vorzunehmen. Vielleicht erlaubst du dir, einen ersten Schritt in Richtung mehr Eigensinn zu gehen.
Und wenn du noch mehr Inspiration suchst, dann kann ich dir das Buch “Eigensinn: Die starke Strategie gegen Burnout und Depression – und für ein selbstbestimmtes Leben” von Ursula Nuber empfehlen. Es hat mir geholfen, meinen eigenen Weg zu finden – vielleicht kann es auch dir Impulse geben.
Ich freue mich, wenn du mir schreibst: Was bedeutet Eigensinn für dich? Wo hast du ihn vielleicht schon einmal unterdrückt? Und wo hat er dir geholfen? Ich bin gespannt auf deine Gedanken.
Alles Gute auf deinem Weg zu mehr Eigensinn!
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