Das gab es so noch nicht: Den Mediationskongress als Barcamps. Zugleich sprangen die drei veranstaltenden Berufsverbände (BAFM, BM, BMWA) mit dem Motto „Mediation 4.0 – Mut zur Veränderung“ auf die 4.0-Welle auf. Über Verlauf und Ergebnis der Veranstaltung im CongressCentrum Weimar konnte ich mir Vorort ein Bild machen.
Sascha Lobo liefert digitale Impulse
„Wie das Netz die Welt verändert.“ Unter dieser Überschrift stand der Impulsvortrag von Sascha Lobo zu Beginn des Barcamps. Eindrucksvoll und hinterlegt mit bunten Beispielen zeigt Sascha Lobo, welche Veränderungen Digitalisierung schon heute möglich macht. Beispiele:
- Das Internet ist voller Bildern, auf welchen Menschen ihr Essen posten. Google arbeitet daran, die Kalorien auf Essensbildern zu erkennen.
- Durch Bildanalyse lässt sich die Produktivität von Arbeitern auf Baustellen ermitteln.
- Sprachanalyse macht es möglich, Herzkrankheiten zu diagnostizieren.
- Der gläserne Mensch ist längst Realität. Aus unseren Daten lassen sich schon heute Erkenntnisse gewinnen, für die unsere Daten gar nicht gegeben wurden.
Damit verschieben sich auch Gewicht und Wert von Konzernen: Vor ein paar Jahren waren Firmen wie Exxon und GE mit ihren Produktionsmitteln die wertvollsten Unternehmen. Heute sind Apple, Alphabet, Microsoft, Facebook und Amazon (alles USA) die wertvollsten Firmen. Bemerkenswert dabei: Diese Unternehmen stellen (selbst) gar keine physikalischen Güter her.
Große Veränderungen prophezeit Sascha Lobo den Banken: Dauert eine Überweisung heute noch mindestens einen (Arbeits-) Tag, bieten Quereinsteiger in diesen Markt heute schon Lösungen in Echtzeit an:
- PayPal hatte auf seiner Plattform im Jahre 2017 7,6 Milliarden Finanz-Transaktionen.
- Der chinesische Anbieter WeChat hatte am Abend des chinesischen Neujahresfestes 2017 (28.01.) 46 Milliarden Finanz-Transaktionen.
Das Beispiel zeigt, dass Lösungen (im Ausland) bereits etabliert sind und es eine Frage der Zeit ist, bis diese auch in Deutschland ganze Branchen (mindestens) durcheinander wirbeln werden.
Teilnehmer werden auf dem BarCamp2018 zum Teilgeber
Angefüllt mit diesen Impulsen wurde nach der Keynote das Setting (der Rahmen) für die Sessions (die einzelnen Arbeitsgruppen) des BarCamp2018 aufgestellt: Fünf Zeitfenster und zehn Räume standen bereit, um Themen zu bearbeiten. Es dauerte weniger als eine Stunde bis alle Teilnehmer „ihre“ Themen benannt oder gefunden hatten. Beispiele:
- Junge Erwachsene als Mediatoren
- Grenzen und Grenzüberschreitung in der Mediation
- Mediation als Profession
- Online Mediation
- Mediation in Projekten am Beispiel eines Biosphären-Reservats
Bei der Auswahl „meiner“ Themen musste ich mich beschränken: Zwei Sessions am ersten Tag, drei am Zweiten. Mit der Teilnahme an einer Session wurde ich als Kongress-Teilnehmer zum Barcamp-Teilgeber. Durch die bunte Vielfalt an Menschen brachten die 1-stündigen Sessions Ergebnisse hervor, die vorher nicht denk- und planbar waren.
Die Ergebnisse aller Sessions wurden dokumentiert und damit für alle Teilgeber transparent. Weil auch die Namen der Teilnehmer hinterlegt wurden, liefern die vielen Blätter genug Möglichkeiten zur gemeinsamen Nach- und Weiterbearbeitung der Themen.

Digitalisierung schafft Neues – und sorgt für Konflikte
Der zweite Barcamp-Tag beginnt mit einem Vortrag von Andreas Schmietendorf. Als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin stellt er insbesondere die Veränderungen in den Arbeitswelten heraus, die sich durch die zunehmende Digitalisierung ergeben. Wir Zuhörer konnten erahnen, welche Konflikte dadurch entstehen und wie sich deren „Bearbeitung“ verändern kann.
Der Wandel hin zur „Gesellschaft 5.0“ muss nach Ansicht von Andreas Schmietendorf gestaltet werden:
- Für eine soziale Teilhabe ist auch „digitale Teilhabe“ notwendig, für die Menschen Zugang zum Internet mit seinen Möglichkeiten brauchen.
- Wir Menschen benötigen „digitale Kompetenzen“ und die Hoheit über unsere Daten.
- Unser Sozialstaat braucht ein „Update“, z. B. indem wir die digitale Verwaltung voranbringen.
Konflikte in Projekten verschärfen sich
Professor Schmietendorf vertrat die Auffassung, dass auch in Projekten zunehmend und neue Konflikte entstehen.
- Es wird schwerer die Erwartungen von Auftraggeber, Projektteam und anderen Stakeholdern zu vereinen.
- Ganz neue Projektrisiken werden, z. B. durch Sicherheitsrisiken, entstehen. Auch rechtliche Anforderungen (z. B. Compliance, DSGVO) nehmen zu.
- Projekte werden komplexer und damit weniger planbar.
Digitale Mediatoren sind gefragt
Nach zwei Tagen waren sich die Teilnehmer am BarCamp2018 einig: Mediation wird zunehmend digital. Gleichzeitig bringt Digitalisierung in unserer Gesellschaft neue Konflikte hervor. Digitale Mediatoren, die zwischen Menschen vermitteln und die Technik verstehen und nutzen, sind auf die Herausforderungen vorbereitet.
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