Ja, ich bin ein großer Fan von Remote Work. Denn ortsunabhängig zu arbeiten, spart mir viel Pendelei und erlaubt mir, mehr Anteil am Leben außerhalb des Jobs zu nehmen. Doch am Ende geht es doch nicht darum, mehr remote zu arbeiten. Vielmehr sollten wir mehr asynchron arbeiten. Was meine ich damit?
Gearbeitet wird außerhalb der Meetings
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich selbst davon betroffen. Unter der Woche reihten sich Meeting an Meeting. Meine Chefs mit mir, ich mit meinem Team, Meetings in verschiedenen Projekten, Soundings, Info-Treffen, Treffen um Treffen vorzubereiten, Statusmeetings und so weiter. Einige dieser Meetings waren sogar gut und sinnvoll. In Summe waren es aber mehr als genug Meetings. Da blieb mir nicht mehr wirklich viel Zeit zu Arbeiten. Keine Zeit, um das, was in den Meetings vereinbart wurde, auch anzustoßen, umzusetzen oder nachzuhalten. Ohne Nachhaltigkeit ist Meetingzeit verschwendete Zeit.
Was wir brauchen ist mehr Zeit außerhalb von Meetings. Zeit, um Dinge zu tun. Immer wieder stelle ich fest: Wir haben ein Umsetzungsproblem.
Die Ursache liegt oftmals in unserer Office-Kultur. Jetzt, wo immer mehr remote gearbeitet wird, haben wir die Chance für einen Kulturwandel. Indem wir weniger synchron und mehr asynchron arbeiten.
Remote Work vs. Office Work
Hybrides Arbeiten ist die Zukunft. Einen Teil der Zeit verbringen wir gemeinsam an einem Ort (das wird künftig immer seltener das klassische Büro sein). Den anderen Teil werden wir „irgendwo“ anders arbeiten. Im Homeoffice, im Cafe oder unterwegs im Campervan. Beides, Office und Remote, haben ihre Stärken.
Vorteile von Office Work
Im Office sind unsere Kolleg:innen „greifbar“. Wir können mal schnell ins Nachbarbüro gehen oder zum Nachbarschreibtisch, um eine Frage zu stellen oder ein Problem zu besprechen.
Und auf dem Weg in die Kantine, in der Kaffeeküche und auch im Büro kommt es zu zufälligen, ungeplanten Begegnungen. Da lernen wir neue Kolleg:innen kennen, erfahren News und erkennen leicht(er) die Stimmung im Team.
Vorteile von Remote Work
Wenn wir remote arbeiten, sind wir ortsungebunden. Wir sparen uns lange und nervige Wege ins Büro. Unternehmen können Mitarbeiter gewinnen, die buchstäblich am anderen Ende der Welt beheimatet sind. Die räumliche Distanz zum Firmensitz spielt keine Rolle mehr.
Remote können wir unseren Arbeitsplatz so gestalten, wie er für uns taugt. Neben dem Ort – Campervan, Homeoffice oder sonstwo – können wir auch das Umfeld besser nach unseren Bedürfnissen einrichten.
Deep Work funktioniert nicht im Großraumbüro. Für echtes Deep Work braucht es inspirierende Orte der Ruhe. Damit wir uns konzentrieren, bei der Sache bleiben und unsere Gedanken fließen lassen können. Und so individuell wie wir Menschen nun mal sind, so unterschiedlich sind die Orte, die wir für unsere Deep Work-Phasen benötigen.
Synchron vs. Asynchron
Selten arbeiten wir nur auf uns selbst gestellt. In der Regel arbeiten wir im Team. Und Teamwork lebt vom Austausch. Dieser kann synchron (zeitgleich) oder asynchron (zeitversetzt) erfolgen. Ein Telefonanruf und eine Besprechung sind typisch für synchrone Kommunikation. E-Mail und Business-Chats sind asynchrone Formen von Kommunikation.
Vorteile von synchroner Kommunikation
Je schwieriger und persönlicher ein Gespräch ist, desto synchroner muss es sein. Es ist ein Zeichen von Wertschätzung und Respekt, wenn wir Kritik im direkten Gespräch äußern. Auch lässt ein synchrones Gespräch weniger Spielraum für Interpretation, weil wir an der Reaktion unserer Gesprächspartner sofort gespiegelt bekommen, ob und wie unsere Worte und Gesten ankommen.
Wenn wir live zusammensitzen – ob im Videocall oder im Besprechungsraum – können wir schneller Entscheidungen treffen. Synchroner Austausch ist schneller und damit wichtig, wenn dringende Entscheidungen notwendig sind.
Versprechen von Angesicht zu Angesicht haben Gewicht. So wie Kaufleute einen Deal mittels Handschlag rechtskräftig machen, so schaffen Zusagen im direkten Gespräch Verbindlichkeit.
Vorteile asynchroner Kommunikation
Asynchrone Kommunikation schafft Raum für eine persönliche Tagesplanung. Nicht der Kalendereintrag der Kollegen bestimmt über unseren Tag, sondern wir entscheiden, wann wir die Nachrichten beantworten. Am besten passend zu unserem Tagesplan und Biorhythmus.
Wenn wir selbst Herr (oder Frau) über unsere Kalender sind, können wir uns Phasen für Deep Work reservieren. Zeiten, in denen wir ungestört arbeiten können.
Die Folge asynchroner Kommunikation sind weniger Meetings und damit mehr Zeit für produktive (Zusammen-) Arbeit.
Im direkten Gespräch nehmen wir uns oft wenig(er) Zeit, um Aussagen zu überlegen. Was uns in den Sinn kommt, hat schnell unsere Lippen verlassen. Wenn wir Gedanken zu Papier (oder auf den Bildschirm) bringen, dauert das meist etwas länger. Das gibt uns Zeit nachzudenken und überlegt(er) zu formulieren.
Was uns, das Team und unsere Unternehmen voranbringt sind die wichtigen Dinge, die wir erledigen. Asynchrone Arbeit hilft uns, mehr Zeit für wichtige Dinge zu reservieren, indem (vermeintlich) Dringendes nicht sofort zu uns gelangt.
Asynchrone Kommunikation eröffnet uns mehr Raum für persönliche Gestaltung. So reduzieren wir Stress und fördern unsere individuelle Work-Live-Balance.
Remote und asynchron
Unser Leben ist nicht schwarz-weiß. Auch im Job nicht. Der Alltag ist bunt. Und wir sollten alles daran setzen, diese Vielfalt zu nutzen. Jetzt haben wir die Möglichkeit dort zu arbeiten, wo es uns gefällt und wo wir am produktivsten sind. Und in der Zusammenarbeit mit unseren Kolleg:innen können wir vieles asynchron erledigen. Das entschleunigt unser Leben und führt zu mehr und besseren Ergebnissen im Job. Nutze diese Möglichkeit.
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