Strom, Gas oder Diesel? Das kostet das Heizen im Camper.

von | 07.01.2023 | mobilesArbeiten

Ein Blick auf die Heizkosten hilft bei der Wahl der passenden Heizung für deinen Camper.

Bei den Energiepreisen will ich am liebsten gar nicht heizen. Doch jetzt, im Winter, gehört ein einigermaßen temperiertes Wohnmobil für mich schon zum Camperglück. Auch wenn ich gerade nicht die Freiheit habe, den Brennstoff für die Heizung in meinem Campervan zu wählen, interessiert mich doch, was die unterschiedlichen Energieträger kosten.

Mein Blick auf die CO₂-Bilanz beim Unterwegs-Heizen

Die Wahl des Brennstoffs hat Auswirkungen auf unsere Umwelt. Das ist mir klar. Vor diesem Hintergrund wäre zweifelsohne ein Heizen mit Strom aus regenerativer Erzeugung die beste Wahl, um im Wohnmobil zu heizen. Doch oft steht diese Möglichkeit nicht zur Auswahl. Zum einen, weil wir unterwegs keine Steckdose finden, an der wir garantiert Ökostrom zapfen können. Entweder, weil auf Campingplätzen und anderen Standorten den Steckdosen oft noch nicht die Quelle der Energieerzeugung anzusehen ist oder, weil überhaupt kein Landstrom gezapft werden kann, weil wir irgendwo im Nirgendwo stehen. Und letztlich hat auch nicht jedes Wohnmobil eine Elektroheizung an Bord.

So haben Vanlifer meist die Wahl, ihren Camper mit Gas oder Diesel zu beheizen. Mit Blick auf die CO₂-Bilanz ist Gas für mich das kleinere Übel. Dabei lasse ich außen vor, dass die Versorgung mit Gas für den Camper nicht in jedem Land so einfach ist, die Förderung von Gas mitunter unsere Umwelt sehr belastet (Stickwort: Fracking) und für manche Camper eine Gasflasche unter dem Bett ein No-Go ist.

Aus Umweltaspekten ist Diesel für mich die schlechteste Wahl. Die Verbrennung erzeugt einiges mehr an CO₂ (und Ruß) und der Wirkungsgrad einer Dieselheizung im Camper ist in der Regel schlechter als der einer Gas- oder Elektroheizung. Auch richt sie mehr, was mich als direkter Nachbar eines Dieselcampers durchaus stört.

Doch für meine Betrachtung der Kosten lasse ich an dieser Stelle die Umwelt- und andere Aspekte (erst mal) außen vor.

Die Dieselheizung im Camper

Als wir Rudi, unseren Campervan, vor knapp zwei Jahren kauften, fiel unsere erste Wahl auf eine Dieselheizung. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns nicht viele Gedanken über die Brennstoffkosten und die Ökobilanz der Wohnmobilbeheizung gemacht. Entscheidend für uns war die Verfügbarkeit des Brennstoffs. Deshalb entschieden wir uns für eine Dieselheizung. Denn Diesel gibt es in vielen Ländern an jeder Tankstelle. Und einen Dieseltank haben wir ohnehin im Wohnmobil. So haben wir, wenn wir die Tanknadel im Blick behalten, immer genug Brennstoff für ein warmes Wohnmobil.

Dieselheizung: Nicht lieferbar

Erst später, genauer gesagt vor ein paar Monaten, hab’ ich mir zum ersten Mal Gedanken über die Betriebskosten der Wohnmobilbeheizung gemacht. Die Preise an den Tankstellen waren bereits in die Höhe geflogen und für unsere Gasheizung daheim waren kräftige Preiserhöhungen angekündigt.

Zu diesem Zeitpunkt stellte sich die Frage des Brennstoffs für die Heizung in unserem Camper nicht mehr. Anders als ursprünglich bestellt, hatten wir keine Dieselheizung bekommen. Weil uns während der Lieferzeit unser Händler informierte, dass die Dieselheizung „auf unbestimmte Zeit“ nicht lieferbar sei. Wir hätten die Wahl zwischen abwarten, den Kaufvertrag für unser Wohnmobil zu stornieren oder auf eine Gasheizung umzuschwenken. Nach etlichen Diskussionen haben wir uns schließlich für eine Gasheizung entschieden.

Deshalb ist die Frage nach den Betriebskosten an dieser Stelle für uns nur mehr hypothetisch. Schließlich steht ein Heizen mit Diesel für uns aktuell gar nicht mehr zur Auswahl. Interessieren tun mich die Kosten trotzdem.

Das kostet es, den Camper mit Diesel zu beheizen

Als ich meinen Blick auf die Brennstoffkosten geschärft habe, wurde mir ganz schnell klar, dass meine Betrachtung nur eine Momentanbetrachtung sein kann. Viel zu schnell ändern sich die Preise an der Zapfsäule oder im Lagerhaus, an dem ich meine Alugasflaschen tausche. Vom Strompreis ganz zu schweigen. Denn anders als daheim, wo sich der Strompreis (zumindest in der Vergangenheit) höchstens jährlich verändert hat, kostet die Kilowattstunde Strom unterwegs an jeder Steckdose stark unterschiedlich.

Trotzdem habe ich den Blick auf Heizstoffkosten für unser Wohnmobil gewagt. Preisstand: Anfang Januar 2023.

Um die Kosten über die unterschiedlichen Energieträger vergleichbar zu machen, habe ich den Preis je Kilowattstunde berechnet.

Meine Recherchen haben ergeben, dass Diesel eine Heizenergie von 11,8 kWh/kg oder 9,8 kWh/l mitbringt. Bei einem Literpreis von 1,76 EUR kostet die Kilowattstunde Dieselheizung 18,0 Eurocent. Bei einem Wirkungsgrad von 90 %, den modernere Dieselheizungen für das Wohnmobil haben, ergeben sich letztlich Heizkosten in Höhe von 20,0 Ct/kWh für Diesel.

Wir haben eine Gasheizung

Nachdem wir wegen der Lieferprobleme von einer Diesel- auf eine Gasheizung wechseln mussten, sind die Dieselkosten fürs Heizen natürlich erst mal irrelevant.

Die Entscheidung, von einer Diesel- auf eine Gasheizung zu wechseln, haben wir uns erleichtert, indem wir diese mit einem Elektroheizstab geordert haben. Meine Überlegung: Wenn wir schon nicht so einfach an den Brennstoff kommen, dann wollen wir doch wenigstens die Wahl zwischen Gas und Strom haben. Denn Strom gibt es in Europa in jedem Ort.

Mit dem Wechsel auf Gas als Brennstoff war uns klar, dass wir zwei zusätzliche Gasflaschen an Bord haben werden. Denn zweimal 11 kg Gas versorgen uns länger mit Wärme als nur eine Gasflasche. Um Gewicht zu sparen, haben wir statt der fürs Heimgasgrillen üblichen Stahlgasflaschen zwei Alugasflaschen angeschafft.

Und was kostet es uns, mit Gas zu heizen?

Das kostet das Heizen mit Gas im Camper

Im Jahr 2022 habe ich zwischen 23 und 43 EUR für einen 11 kg Gasflaschentausch gezahlt. Die Preise gingen erst steil nach oben und zum Jahresende wieder ein Stück nach unten. Weil ich davon ausgehe, dass der Gaspreis auch in den nächsten Monaten höher sein wird, rechne ich mal die Kosten bei einem 11 kg-Gasflaschenpreis von 35 EUR.

Propangas, das wir im Camper dabei haben, hat einen Brennwert von 12,87 kWh/kg. Das sind 141,57 kWh je 11 kg-Propangasflasche, was Kosten von 24,7 Ct/kWh ergibt. Der Wirkungsgrad einer Gasheizung im Wohnmobil liegt mit 98 % höher als der einer Dieselheizung. So ergeben sich Kosten von 25,2 Ct/kWh Propangas.

Der Luxus einer Elektroheizung im Wohnmobil

Für uns war es eher eine zufällige Entscheidung. Erst als ich mich mit möglichen Heizalternativen zu einer Dieselheizung beschäftigt habe, erfuhr ich, dass es (gegen Mehrpreis) die Möglichkeit gibt, eine Gas- oder Dieselheizung mit einem zusätzlichen Elektroheizstab auszurüsten. Der Vorteil, den ich dieser Kombination abgewinne, ist die Wahl der Energiequelle: Gas oder Elektro, oder Diesel oder Elektro.

Eine solche Kombiheizung lässt beides zu. Neben dem primären Brennstoff (Gas oder Diesel) kann die Elektroheizung zusätzlich aktiviert werden. Das bedeutet für uns: Gas, Elektro oder Gas+Elektro.

Zwar ist (in unserer Heizung) die Elektroheizung nicht so leistungsfähig wie die Gasheizung. Doch, das haben wir bereits mehrfach ausprobiert, reicht uns die 1,8 kW-nur-Elektro-Heizung ohne Weiteres für Außentemperaturen bis unter den Gefrierpunkt.

Noch einen Vorteil messe ich dieser Heizungskombination bei, auch wenn ich hoffe, dass ich nicht darauf zurückgreifen muss: Fällt eine Heizart – technisch bedingt – aus, hilft uns die andere Heizart hoffentlich dabei, den Urlaub ohne frieren zu müssen, fortzusetzen.

So viel kostet es, den Camper elektrisch zu beheizen

Für mich ist die Berechnung der Strom-Heizkosten am schwersten und am leichtesten zugleich. Einfach ist sie, weil viele Camping- und Stellplatzbetreiber die Stromkosten verbrauchsabhängig je kWh angeben. Und auch daheim kenne ich den kWh-Preis von meinem Versorger (sollte ich mal in die Verlegenheit kommen, das Wohnmobil vor der Haustür heizen zu wollen). Schwer ist eine Preisangabe, weil die kWh-Preise sehr variieren. Vor ein paar Wochen habe ich in Travemünde für fünf Kilowattstunden Strom einen Euro bezahlt. Woanders ist es auch mal ein Euro für die einzelne Kilowattstunde. Und manche Betreiber bieten sogar Strompauschalen an (drei bis acht Euro je Tag sind mir da schon untergekommen).

Eine solche Strompreispauschale kann für den Camper Fluch oder Segen sein. Toll ist, wenn wir im Winter für drei Euro an einer 16 A-Steckdose hängen und mit Ökostrom einen ganzen Tag heizen können. Nicht so günstig ist es, wenn wir acht Euro für einen Tag an einer mit vier Ampere abgesicherten Steckdose hängen. (Wenn im Wohnmobil noch andere Verbraucher Strom benötigen, reicht die Energie nicht mal zum Heizen auf kleiner Stufe. Das merkst du, wenn die Sicherung auslöst und du gar keinen Strom mehr hast.)

Eine Berechnung mit Strompauschale versuche ich dennoch mal: Wenn wir unser Wohnmobil bei zweistelligen Minusgraden mit Gas beheizen (die Elektroheizung haben wir da mangels verfügbarer Landstrom-Steckdose noch nicht ausprobiert), dann benötigen wir ca. 1/4 Gasflasche, also ungefähr 35 kWh Energie. In so einer Extremsituation (wir hatten diese erst wenige Male), könnten wir für 8,6 Ct/kWh heizen (bei einer Tagespauschale von drei Euro) – ein unschlagbar günstiger Preis.

Doch meist ist die Kalkulation der Heizkosten mit Strom eine andere: Viele Camping- und Stellplatzbetreiber verlangen mittlerweile 60 Ct/kWh für Strom.

Mein Heizkosten-Fazit

Wenn ich in der kalten Jahreszeit mit dem Camper unterwegs bin, komme ich nicht umhin, mit dem Thema (Be-) Heizung zu beschäftigen. Stand früher das Praktikable im Vordergrund – wir hatten mal ein Wohnmobil mit Gastank(flasche) – sind es heute vorwiegend Umwelt- auch der Kostenaspekte, die meine Entscheidung begründen.

Mich mit den Kosten der unterschiedlichen Energieträger fürs Heizen im Camper auseinanderzusetzen, hat mir auf der einen Seite ein Stück mehr Klarheit verschafft (weil ich jetzt Zahlen vor mir habe). Andererseits gibt es angesichts stark schwankender Energiepreise und auch mit Blick auf die Form der Energiegewinnung keine so leichte und klare Antwort.

Wirtschaftlich und ökologisch ist es sicher am besten, den Camper mit Ökostrom für eine Tagespauschale von drei Euro zu beheizen. Ob es ein solches Angebot gibt, weiß ich nicht. (Ich habe noch keines gesichtet.)

Lege ich ausschließlich rein wirtschaftliche Aspekte zugrunde, dann dürften momentan die Kosten für Gas- und Dieselheizung eng beieinander liegen, eventuell mit leichtem (Kosten-) Vorteil für Diesel.

Doch wenn ich im letzten Jahr eines gelernt habe (auch mit Blick auf das Heizen im Wohnmobil): Eine heute wohlüberlegte und begründete Entscheidung kann sich bereits Morgen als überholt oder falsch herausstellen. Das zeigt sich momentan in so vielen Dingen. Auch beim Blick auf die Heizkosten im Camper.

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