Und was ist dein Problem

von | 02.02.2019 | zusammenArbeiten

Nur wer das Problem kennt, kann es lösen. Klar, oder? Doch wie oft melden wir uns mit einer Lösung zu Wort, ohne das Problem überhaupt verstanden zu haben.

„Probleme gibt’s bei uns nicht!“ Mit solchen oder ähnlichen Forderungen wird – vor allem in Unternehmen – verhindert, Probleme überhaupt zu benennen. Ja, selbst das Wort „Problem“ ist verpönt. Mit „Herausforderung“ oder neudeutsch „Challange“ wird umschrieben, dass etwas nicht passt.

Wohin es führt, wenn Probleme nicht benannt werden (dürfen), zeigen Beispiele wie der Diesel-Skandal oder der Bau des Berliner Flughafens.

Dabei ist eine wirksame Lösung überhaupt erst möglich, wenn das Problem klar benannt ist.

Mit Fragen dem Problem auf der Spur

Fragen sind ein großartiges Werkzeug. Gerade, wenn es darum geht, ein Problem zu erkennen und zu lösen. Dabei ist wichtig, dass Fragen Raum für Antworten geben. Damit meine ich offene Fragen. Die mehr zulassen als ein „Ja“ oder „Nein“.

Erst mal ist es wichtig, ein Problem überhaupt zu erkennen.

  • Was stört mich und andere in letzter Zeit?
  • Worüber wird neuerdings (z. B. in der Kaffeeküche) gesprochen?
  • Welche Zahlen (KPI) haben sich unerwartet verändert?

Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, dem fallen Veränderungen auf, die auf ein Problem hinweisen.

Ist klar, dass es ein Problem gibt, so ist es wichtig, dieses zu verstehen.

  • Warum sind die Verkaufszahlen im letzten Quartal um 8 % zurückgegangen?
  • Weshalb bringen wir das Produkt nicht in der vorgesehenen Zeit auf den Markt?
  • Warum hat sich die Kündigungsquote bei Mitarbeitern im letzten Jahr verdoppelt?

Dabei ist es wichtig, Fragen zu stellen, die zum eigentlichen Problem passen. Beispiel:

Die Frage „Warum hat Hans gekündigt?“ wird uns andere Antworten liefern als die Frage „Warum haben 15 % der Mitarbeiter im vergangenen Jahr das Unternehmen verlassen?“.

Mach‘ dir klar, worin das Problem besteht und frag‘ entsprechend!

Vom Problem zur Lösung

Ist das Problem benannt, müssen wir uns den Lösungsraum bewusst machen.

  • Welche Ressourcen haben wir zur Verfügung?
  • Worüber dürfen wir entscheiden? Worüber nicht?

Dabei ist wichtig, vermeintliche Restriktionen zu hinterfragen: Oft treffen wir Annahmen, die so gar nicht gültig sind. Und ganz oft können wir Dinge einfach tun.

Neue Wege finden wir nicht beim Blick in den Rückspiegel. Das gilt auch für die Lösung von Problemen. Heute noch viel mehr als früher. Wenn wir auf „Best Practice“ blicken, werden wir Lösungen finden, die bei uns (oder anderen) in der Vergangenheit funktioniert haben. Das reicht heute nicht mehr aus, um Probleme zu lösen.

Für wirksame Problemlösungen braucht es einen offenen Geist und Gestaltungsspielraum. Im Unternehmenskontext sind Führungskräfte gefordert, diesen Rahmen weit zu fassen. Im persönlichen Umfeld haben wir das selbst in der Hand.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
Albert Einstein

Was bisher funktioniert hat ist es noch lange nicht gut (genug)

Der Default-Effekt sorgt dafür, dass wir unsere Vergangenheit als Standard definieren. Neues ist verpönt – weil unbekannt. Wir beiben lieber konservativ dem Status quo verhaftet.

Dabei ist es zunehmend gefährlich, im Default-Modus zu verharren. Lösungswege von gestern funktionieren eben nicht mehr zuverlässig in der Gegenwart. Das erfahren die Fahrzeughersteller gerade zum wiederholten mal: Früher waren es die Pferdekutschen, die vom Auto abgelöst wurden. Jetzt steht das Auto – so wie wir es als Fortbewegungsmittel kennen – vor einer Zeitenwende.

Um Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen brauchen wir neue Wege. Neues Denken. Ausprobieren.

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